Von nächtlichen Stellplätzen und Seelöwen

Montag, 04.04.2016

Hallo liebe Alle!

Stück für Stück arbeite ich mich nach Süden weiter und werde Perth in den nächsten Tagen erreichen. Bei Kalbarri gibt es einen der für mich (bis jetzt) schönsten Nationalparks, mit Schluchten, interessanten Steinformationen und einer wilden Küste. Ich hatte das alles ja schon mal Ende November gesehen, aber anschauen kann ich mir immer wieder :) Angekommen in Geraldton habe ich mich dann wieder dafür entschieden auf einem kostenlosen Stellplatz zu stehen, nach dem ich in Kalbarri mal wieder ein kleines Vermögen bezahlt habe. Allerdings habe ich mich vorbereitet und mir eine Reisedusche zugelegt :D das ist nun kein Luxus-Ding, aber immerhin besser als nichts :P So eine Reisedusche besteht aus einem ca 20Liter Plastiksack mit Aufhängung und unten ein Ventil mit Hahn an dem ein Schlauch und ein Duschkopf befestigt sind. Ohne Wasserdruck aus der Leitung hat so eine Dusche natürlich nicht allzu viel Druck, aber zum Abspülen am Abend reicht es. Dadurch, dass der Sack schwarz ist lege ich ihn hinten ins Auto, so dass die Sonne das Wasser im besten Fall anwärmt und schon hat man eine warme Dusche! Theoretisch jedenfalls. Denn hier an der Westküste weht ein so kräftiger Wind, dass man quasi schneller auskühlt als Wasser nachfließt. Wäre zuhause unter der normalen Dusche wahrscheinlich auch so :P Ich habe die Nacht also ein paar Kilometer außerhalb von Geraldton am Highway auf einem Rastplatz verbracht, an dem durchaus recht nah die Autos lang gebrettert sind. Aber über Nacht sind es nicht so viele und da ich ja ein Stadtkind bin hat mich das nicht im geringsten gestört :D Am nächsten Morgen habe ich mir dann gemütlich ein Frühstück unterm Leuchtturm von Geraldton gegönnt bevor ich weiter nach Süden gefahren bin. In dem kleinen Ort Leeman an der Küste gab es Mittag auf einer Aussichtsplattform am Meer und abend habe ich mir das beschauliche Treiben in Jurien Bay angeschaut, einem sehr sehr schicken Ort ebenfalls an der Küste. Da es dort Seelöwen geben soll, konnte ich nicht widerstehen und habe mich nach einer Tour erkundigt. Der Tourguide sagte mir am Telefon, dass ich bis jetzt die einzige Interessentin bin und wir haben vereinbart, dass ich morgens um 7:30h am Bootshafen bin und wir mal schauen ob klappt. Genächtigt habe ich diesmal auf einem sehr einsamen Stellplatz der eigentlich bis ans Meer ran geht. Da man dazu allerdings über die schneeweißen Sanddünen fahren muss, blieb ich lieber in einer Haltebuchte vor den Dünen stehen und hatte ein paar Kängurus als Nachbarn :) Über nacht ist ein ziemlich dicker Nebel aufgezogen und als ich morgens los wollte zur Bootstour musste ich erst mal die Scheiben von innen und außen abtrocknen. Um 7h war es noch extrem neblig, um 7:30h hatte die Sonne das alles aufgelöst und ich fand den Hafen im strahlenden Sonnenschein. Dort erwartete mich bereits Kane, der Käpitän und ich war nach wie vor der einzige Passagier. Da er allerdings eh raus fährt um seine Fangbojen zu checken sind wir also gefahren. Kane bietet neben den Seelöwentouren auch noch Angeltouren an und fängt selbst allerlei Meeresgetier. So fuhren wir zuerst Bojen an an denen "Wasserrohre" hingen. Das waren wirklich ca 70cm lange Teile von Wasserrohren mit denen man Oktopus fängt. Außer einem ganz kleinen war allerdings kein Fang drin. Der kleine Oktopus hatte sogar einen seiner Arme verloren, aber Kane meinte, das wächst wieder nach. Er hat mir auch erzählt, dass ein Oktopus eines der stärksten Meerestiere ist und eines der schlausten. Der kleine Kerl passte gerade in meine Handfläche und ich konnte die kräftigen Tentakeln spüren! Mit den Saugnäpfen hat er sich angesaugt und die Ärmchen haben sich um meine Hände gewunden. Da ich ja beide Hände voll zu tun hatte ihn festzuhalten gibt es davon leider kein Foto. Weiter ging es zur Seelöweninsel auf der sich etwa 20 Tiere versammelt haben. Unglaublich faule Gesellen! Außer morgens und nachmittags zum Fisch fangen liegen sie den ganzen Tag nur am Strand! :D Ok wir würden das ja auch so machen, wenn wir könnte, oder?! Die "Teenager" der Gruppe kommen allerdings auch neugierig zum Boot geschwommen und toben sich mit ihren Kumpels im Wasser aus. Welch süße Tiere! Zum Glück stehen sie unter Artenschutz, so dass sich die Bestände erholen können, denn es gibt nur noch ca 12.000 Tiere. Weiter ging es zu den Unterwasser-Pinnacles. Die Pinnacles sind ja die berühmten Versteinerungen etwas südlicher, allerdings an Land. An diesem Schnorchelspot stehen auch pfeilerartige Gebilde im Wasser die ein Riff bilden. Dazwischen natürlich Fische und wahnsinnige viele Muscheln! Die meisten nur noch die Schalen, die von bunten Korallen bewachsen sind, so dass sie rosa, weiß und gelb erscheinen. Ich habe allerdings auch eine ca 60cm große lebende Muschel gesehen. Das Muschelhaus sah in etwa aus wie ein Schneckenhaus, nur etwas spitzer zulaufend und die Muschel guckte darunter wie der "Fuß" einer Schnecke hervor,nur ohne Kopf. Wahnsinn! :) Während ich geschnorchelt bin hat Kane geangelt und als ich wieder an Board war sind wir noch zu seinen Hummerfangkästen gefahren. Ich glaube es sind keine richtigen Hummer, man nennt sie hier Lobster, sehen allerdings genau so aus nur ohne Scheren. Dort hat er zumindest einen gefangen und mit seinen frischen Fischen hat er die Kästen mit neuen Ködern bestückt. Was für ein schöner Eindruck in das Leben eines Einheimischen der sich auf diese tolle Art und Weise seinen Lebensunterhalt verdient :) nachmittags bin ich dann noch zu den "echten" Pinnacles gefahren die immer wieder eher wie eine Mondlandschaft aussehen als die versteinerten Stämme von uralten Bäumen :D

Beste Grüße aus WA!

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