auch Farmer müssen mal unter Menschen gehen

Sonntag, 20.12.2015

Wenn man so weit draußen auf einer Farm wohnt und die nächsten Nachbarn ja mindestens 30-40Kilometer weg sind und die nächsten Nachbarn dann entsprechend noch mal weiter trifft man nicht viele Menschen hier. Allerdings sind die Farmer der Region hier alle befreundet und eigentlich läutet auch andauernd das Telefon und es ruft einer an. Und es wird auch ab und zu zusammen gefeiert. So wie dieses Wochendende die Weihnachtsfeier. Dann trifft man sich auf einer der Farmen, jeder bringt etwas zu essen mit und es wird gegrillt und gefeiert. Es sind so ca 10-15Farmen in der Region, viele mit Rindern, aber auch Schaffarmen oder die Campingplatzbetreiber in der Nähe der Blow Holes (siehe Eintrag vom 13.11.15) oder vom Mt. Ausgustus (ein einzeln stehender Felsbrocken größer als der Ayers Rock). Dieses Jahr war die Familie von Quobba nahe den Blow Holes als Gastgeber an der Reihe. Und ich hatte das große Glück, dass meine "Gastfamilie" mich mitgenommen hat :) Also wurden alle 5 Kinder, die Eltern, ich und das Gepäck in das Auto gequetscht, die Swags (Swag=Schlafsack mit integriertem Zelt) auf´s Dach geschnallt und los ging es zu den 350Kilometer entfernten "Nachbarn". Da die Wege hier auf der Farm ja weiter sind, hat der Vater die Gelegenheit gleich mal genutzt und sich eines seiner Solarpaneele (betreibt einen Brunnen für die Rinder) angesehen, welches immer mal spinnt was mir die Gelegenheit gab unseren "Airport" anzugucken, die Sandpiste im Busch, welche eigentlich auch einfach nur ein Stück kahler Boden sein könnte ;D Wenn es sich ergibt, darf ich auch mal mit Sean (dem Vater) mitfliegen, wenn er über seine Farm zur Kontrolle fliegt :) Nach einem Zwischenstopp in Carnarvon, wo es Imbissessen zum Mittag gab und einem kurzem Einkauf im Supermarkt ging es zu dem wunderschönen Haus am Meer der Gastgeber (Küche mit Meerblick!!). Da sie dort einen Campingplatz und auch einfache Unterkunftshütten betreiben und wir extra zeitig da waren haben wir Erwachsen ein Zimmer mit Betten abbekommen und die Kids haben ihre Swags in den Schuppen ausgerollt, einen Mädels-Schlafsaal und einen Jungs-Schlafsaal. Nach dem Motto "ieh Jungs, die dürfen hier nicht rein" In einer windgeschützten Ecke brieten bereits zwei Schafe über dem Feuer und die Kinder sind in den Pool gesprungen. Und dann kam auch noch der Weihnachtsmann, der für alle Kinder ein Geschenk bei hatte. Hier kommt der Weihnachtsmann stilecht auf einem Truck, mit Kostüm, was bei diesen Temperaturen sicher kein Spaß ist :D Abends gab es dann was jeder so bei hatte, Salate, Dips, Gebäck und natürlich die gegrillten Schafe. Da sich die meisten Freunde das ganze Jahr über nicht sehen, haben die Erwachsenen viel gequatscht und getrunken und die Kids mit ihren "Klassenkameraden", die sie ja sonst nur via "School of the Air" sehen, gespielt. Nach und nach ist dann jeder ins seine Betten oder Swags geklettert. Morgens gab es dann Speck und Ei im Brötchen bevor jeder seine weite Heimfahrt antreten musste. Es war toll mal wieder das Meer zu sehen, so schön es in Lyndon ist, es fehlt definitv der Ozean! ;D Auf dem Rückweg haben wir dann noch eine Wasserstelle auf der Farm kontrolliert und ich habe nicht die geringste Ahnung wie Sean die richtige Sandpiste gefunden hat, mir wäre die Spur im Sand nicht mal aufgefallen ;D

Ansonsten geht es mir hier gut. Ab diesem Wochenende bin ich fast alleine hier angestellt, neben der Familie ist nur noch eine Kollegin da, die allerdings in ihrer eigenen Hütte, ca 100Meter weg, wohnt. Wie ich erfahren habe, heißt das allerdings leider nicht, dass das Internet stabiler läuft, in den großen Sommerferien, ab jetzt bis Anfang Februar ist das Internet extrem langsam... Morgen kommt ein Teil der Verwandschaft zu Besuch und dann ist ja auch schon Weihnachten... Bis jetzt habe ich schon eine Menge hier gelernt. Spinnen funkeln wenn man sie nachts mit einer Taschenlampe anstrahlt wie kleine Edelsteine. Hühner haben unterschiedliche Charaktere, einige picken wenn man die Eier nimmt, andere sind entspannt. Und Hühner können nicht schwimmen. Kinder können hier schon mit 2 Jahren schwimmen, weil sie von Klein auf zur Abkühlung in den Pool gesteckt werden. Regenwasser aus dem Auffang-Tank ist wohl relativ gesund zum Trinken, wenn man davon absieht, dass ja Vögel auf das Dach kacken von dem das Wasser getrunken wird... allerdings sollte man den Tank häufiger kontrollieren, damit nicht eine Echse hineinklettert und ertrinkt, dann ist das Wasser dahin... wer dachte, hier im Outback ist ein sicherer Ort, der irrt, ich hab schon so viele Geschichten gehört, dass die fliegenden Ärzte gerufen werden mussten.... vom Pferd gefallen, vom Truck gefallen, in die Glastür gerannt. Andererseits ist es hier in sofern sicher, dass man die Türen nicht abschließt. Ich glaube es gibt auch an keiner ein funktionierendes Schloss... Heiß ist es für den Australier erst wenn die Vögel aus den Bäumen kippen, was ab ca 50°C passiert... und nicht immer fallen die Vögel nur vor Hitze aus den Bäumen, gelegentlich werden die Kakadus auch geschossen, weil sie eine Plage sind. Arme Viecher. Ich hab mich nämlich heute beim Nachmittag beim Eier einsammeln gewundert warum da zwei leblose Kakadus im Hühnerstall liegen. Das einzige gute an der Wärme hier ist, Wäsche ist in weniger als einer Stunde auf der Leine trocken :D

Bis dahin, liebe Alle! Eure Chocolat