Willkommen im Zombiedorf

Donnerstag, 23.07.2015

Nachts erwachen sie... die Zombies von Timber Creek. In Scharen ziehen sie um die Bäume und machen kreischende Geräusche die jeden aus dem Schlaf reißen. Ihr Gestank ist selbst tagsüber vorhanden und man wartet darauf, dass es jederzeit Angriffe gibt. Aber noch viel schlimmer sind die Bodenzombies. Röchelnd, schaufend, jaulend, schlürfend, würgend ziehen sie um die Häuser und wehe dem der seine Tür nicht verschlossen hat...

Willkommen in Timber Creek!

Ich bin jetzt seit einer Woche hier und arbeite im Roadhouse, als Bedienung, Fräulein vom Amt, Fremdenführerin, Tresenhase und Putzfee. Was nach viel Arbeit klingt ist es auch ;D Morgens helfe ich von ca 7-10h die im Motel und auf dem Campingplatz übernachtenden Gäste mit Frühstück und Benzin zu versorgen und buche die Mittagsessen der Bauarbeiter die wir versorgen. Gestern habe ich unserer Putzfee Nadia geholfen die Zimmer sauber zu machen und die Bettwäsche und Handtücher zu waschen. Und um 14:30h geht dann meine eigentliche Schicht los als Bedienung und Kassiererin. Benzin, Snacks, Waren des täglichen Bedarfs kassieren und eintüten. Motel und Campingübernachtungen annehmen und die Zimmerschlüssel verteilen. Auf den Linienbus warten der je nach dem aus welcher Richtung er kommt die Post der Dorfbewohner und die Postkarten der Touris mitnimmt, oder die zahlreichen Paketlieferungen abgibt, die ich dann annehmen, einscannen, sortieren muss. Und natürlich aushändigen an die entsprechenden Nachbarn. Nebenbei den Touristen die "Attraktionen" der Gegend erklären und die zahlreichen Marines der benachbarten Base mit Energiedrinks und Zigaretten versorgen. Ach ja und in den Pub laufen um Bier oder Wein auszugeben und den Alkohol zum Mitnehmen ausgeben. Alkohol darf in Australien ja nur in speziellen Shops verkauft werden und bei allen Bierkartons (30er Dosenbier-Kartons meist), Wein und Schnapsflaschen was die Kunden mitnehmen, den Namen, den Wohnort und den Ort des Konsums aufschreiben. Ach ja und checken ob es schon 14h ist, denn vorher darf nichts zum Mitnehem verkauft werden und checken ob der Kunde nicht auf der schwarzen Liste steht und keinerlei Alkohol ausgeschenkt bekommen darf bzw kaufen. Timber Creek ist eine der Gemeinden mit den schärfsten Auflagen, am Mittwoch und am Donnerstag darf gar kein Wein und Schnaps zum Mitnehmen gekauft werden und Bier auch nur zwischen 14-19h.... Und nebenbei natürlich auch noch auffüllen und saubermachen und eigentlich auch im Restaurant bedienen, das macht aber meist meine Kollegin. Die Arbeit macht soweit Spaß. Es ist eigentlich immer was zu tun und dadurch bekomme ich viele Stunden zusammen die auch noch gut bezahlt werden. Klar, es ist anstrengend, weil ich noch nicht an die lange Arbeitszeit gewöhnt bin, aber die Chefin ist total entspannt und ist eigentlich fast nie im Laden und lässt uns machen. Sie weiß, dass wir Kollegen uns untereinander die Schichten teilen und aushelfen, wenn nötig und hat kein Problem damit, wenn wir dadurch einiges mehr als 40h/Woche arbeiten. Und mein Morgenkollege Helmut ist die Ruhe in Person, den habe selbst im größen Chaos, wenn die Copmuter zB für ne halbe Stunde oder Stunde mal komplett streiken und der Laden natürlich voll ist, noch nie in Hektik erlebt. Helmut ist Österreicher, aber schon seit 50Jahren hier, er versteht mich zwar, kann aber kein Deutsch mehr sprechen. Die Kollegen sind alle zusammen ganz cool und lustig, die meisten so in meinem Alter und auch Backpacker :)

Ich habe in der Zwischenzeit auch mein eigenes Zimmer bekommen, was wie alles hier etwas abgeranzt ist. Es hat aber eine Steckdose damit ich meine Sachen laden kann, was im Van ja nicht geht. Und ich habe richtig Glück, ich habe das Mädelszimmer 10Meter weg vom Arbeitseingang und direkt neben meiner eigenen Dusche bekommen ;D Im Van schlafen mag ich nach wie vor lieber, der ist ja schließlich >mein< , aber die letzten Nächte war es so ungewöhnlich kühl hier, wie überall in Australien, dass ich bei 10°C reichlich gefroren habe, auch mit 3 Decken und der Idee meiner Kollegin mir eine leere Weinflasche mit heißen Wasser gefüllt als Wärmflsche ins Bett zu packen ;D

Auch kann man mal ein Pläuschchen mit den Campern und Reisenden halten, speziell die deutschsprechenden und allgemein die europäischen freuen sich über einen Plausch in Deutsch oder zumindest in einem australienakzentfreien Englisch, dass sie trotz meines starken deutschen Akzentes besser verstehen ;D die Outback Australier sind echt hart zu verstehen, sind aber überwiegend freundlich und geduldig und wiederholen auch gesagtes :)

Leider musste ich auch schon zwei französische Backpacker schwer enttäuschen. Der 30er Karton Bierdosen kostet bei uns 93$ (63€) und damit wohl ca doppelt so viel wie in der Stadt. (Keine Ahnung trinke ja kein Alkohol) Die beiden waren verständlicherweise total geschockt (im Gegensatz zu den Australiern) und haben gefragt wo sie günstiges Bier in der Nähe kaufen können. Tja leider ist das in beide Richtungen ca 250km weit... denn das Rasthaus in 90km Enfernung ist auch nicht günstiger.

Heute habe ich zwischen meinen Schichten mal einen kleinen Ausflug zu unseren örtlichen Attraktionen gemacht, damit ich auch weiß was ich den Gästen da empfehle. Auf die nahegelegenen Bergen (Hügel) kann man rauffahren und hat einen tollen Ausblick über das Tal und die Umgebung und am Zusammenfluss des Viktoria-Rivers und unseres Timber Creeks hat man einen schönen Blick über den Fluss und manchmal kann man dort sogar die bis ins Landesinnere vordringenden größeren und gefährlicheren Salzwasserkrokodile auf den Sandbänken liegen sehen. Die werden so groß, dass sie auch eine ausgewachsende Kuh reißen können. Allgemein haben wir aber überwiegend die kleineren und weniger agressiven Süßwasserkrokodile.

In der Zwischenzeit habe ich mir auch ein funktionierendes Handy im Laden gekauft, mein europäisches ist einfach nicht stark genug für das eintreffende Signal. So weit im Outback und so klein wie wir sind, werden wir auch nicht ans Kabelnetz angeschlossen.

So nun zu meinen Zombies... der aufmerksame Leser hat wahrscheinlich mitbekommen, dass es hier unglaublich viele Fledermäuse gibt, die kreischen und stinken und wenn sie Dir aufs Autodach schei... ist das wie Säure für den Lack. Die Bodenzombies sind unsere Haus und Hofhunde, vor allem "Smokey". Sie ist sehr alt, kann kaum kaufen, weil sie so dick ist, müffelt, kann sich nicht mehr selbst kratzen, die kommt einfacht nicht ran. Was witzig aussieht, wenn sie das Hinterpfötchen in Kratzbewegungen durch die Luft wedelt. Leider röchelt, stöhnt und seufzt und würgt/hustet sie ziemlich viel, so dass sich das wirklich wie Zombies anhört, vor allen nachts. Und sie ist inkontinent und hat es auf die Räume und Quartiere des Personals abgesehen, da liegt sie gerne drinnen, wenn wir nicht die Tür schließen...

bis bald liebe Alle <3

am Victoria River Blick übers Tal auf den Fluss Fledermäuse in den Bäumen Krokodilfütterung